Die Bundestagswahlen rücken immer näher. Noch knapp zweieinhalb Wochen und ein neuer Bundestag wird gewählt. Das nehmen wir als SPD Ennepe-Ruhr zum Anlass, um auf die letzten Legislaturperioden unserer bisherigen Bundestagsabgeordneten Ralf Kapschack und René Röspel zurück zu blicken. In einem Interview gaben die beiden sowohl ihre politischen Beweggründe, ihre weiteren Ziele und auch ganz persönliche Einblicke ihrer Amtszeit preis. Dieser Artikel ermöglicht einen Rückblick auf die 23-jährige Amtszeit von René Röspel, der Hagen und den südlichen Ennepe-Ruhr Kreis in Berlin vertreten hat.
Mit 34 Jahren wurde der heute 57-jährige das erste Mal in den Bundestag gewählt. Seine damalige Motivation war die „bleierne Kohl-Zeit zu beenden mit einer Koalition, die für mehr Gerechtigkeit, Innovation und besseren Umweltschutz sorgt“, sagt Röspel. Nach seiner Wahl wurden seine Aufgabenbereiche innerhalb der SPD-Bundestagsfraktion vielfältig. Er beschäftigte sich mit verschiedensten Forschungsthemen. Von Arktis- über Friedensforschung bis hin zu Zoonose-Forschung war alles dabei. Durch seine Arbeit und Forschungserfahrung konnte er dazu beitragen, „dass Wissenschaft, Innovation und Forschung in Deutschland wieder einen besseren Stellenwert erhalten haben“, berichtet er. Zusätzlich war er an Gesetzgebung zu ethischen Themen wie Organspende oder Sterbehilfe beteiligt.
Röspel war durchaus auch dazu bereit sich gegen andere Parteigenoss*innen, wie Gerhard Schröder oder Wolfgang Clement, zu stellen, wenn es seiner Meinung nach notwendig war. Innerhalb der GroKo stellte er sich beispielsweise entschieden und mit Erfolg dagegen, dass in Deutschland genetisch veränderte Pflanzen angebaut werden sollten. Trotz vereinzelter Unstimmigkeiten beschreibt Röspel seine Amtszeit als „absolut spannend.“ Er ist glücklich, dass er die „rotgrünen Jahre des Aufbruchs mitmachen“ durfte und es trotz „mühsame(n) Jahre(n) (in) der Großen Koalition“ auch in dieser Zeit zu bedeutenden Beschlüssen wie dem Mindestlohn und der Grundrente kam.
Die Debatten und auch die sonstige Arbeit im Bundestag sind häufig mit Empathie verbunden, weshalb wir auch darauf einen Blick werfen. Die emotionalste bzw. berührendste Debatte, war einerseits die über den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan im Jahr 2001, den er für falsch hielt, und andererseits die über die Agenda 2010, bei der es nach ihm um die Substanz der SPD gegangen sei. Am meisten schockiert sei er darüber gewesen, dass „mit der AfD wieder Nazis in das deutsche Parlament eingezogen sind“ und über die „Reden (dieser) Faktenleugner und Hetzer“, die er auf keinen Fall nach dem Ende seiner Amtszeit vermissen werde. Auf den für ihn wichtigsten Beschluss kann sich der Hagener nicht festlegen, da es zu viele gäbe. Beispielhaft führt er umwelt- und sozialpolitische Beschlüsse, wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz oder die Einführung des Mindestlohns und der Grundrente an.
Nach seiner Zeit im Bundestag, die am 26.09 zu Ende geht, möchte Röspel unter anderem wandern gehen, wieder mehr Sport treiben, einen Kochkurs besuchen und sich wieder mehr Zeit für seine Familie nehmen. Weitergehend blickt er seiner Zukunft offen entgegen und möchte schauen, was sich ergibt. Ein klares No-Go gibt es allerdings für ihn. „Auf jeden Fall habe ich nicht vor, mein Telefonbuch als Lobbyist für Unternehmen zu „verkaufen“, wie das einige ausgeschiedene Mitglieder des Deutschen Bundestags (MdBs) tun.“
Der Politik kehrt er, trotz seines Ausscheidens, glücklicherweise nicht den Rücken zu, denn er möchte wieder mehr Zeit in seine Ehrenämter und die Basisarbeit im Ortsverein vor Ort investieren. Er habe noch viele politische Ideen, beispielsweise in den Bereichen Klima, Energie, Frieden und Kommunales, für die er in den letzten Jahre zu wenig Zeit gehabt habe. Eins steht für ihn aber weiterhin fest: „Die AfD werde ich weiter auf allen Ebenen bekämpfen!“, fügt der Hagener kämpferisch hinzu.
Die kommende Bundesregierung muss seiner Meinung nach das Thema Klimaschutz als dauerhafte Aufgabe verstehen und dringend angehen. Zusätzlich wünscht er sich, dass die kommunale Entschuldung, die u.a. von den MdBs der Ruhr-SPD auf den Weg gebracht wurde, umgesetzt wird, da die Städte Grundpfeiler der Demokratie seien. Weitergehend fordert Röspel „eine echte Bildungsoffensive und auch massive Investitionen in soziale Unterstützung und kommunale Infrastruktur.“
Am meisten vermissen werde Röspel erstens die „Begegnung und Gespräche mit den vielen tollen, engagierten und aufrechten Menschen“, zweitens die „spannenden Besuche und intensiven Diskussionen mit Wissenschaft und Forschung“ und drittens als begeisterter Bahnfahrer natürlich auch seine BahnCard, fügt er mit einem Lachen hinzu.
Abschließend findet der langjährige Bundestagsabgeordnete folgende Worte: „Es war mir eine Ehre und Freude, Abgeordneter für Hagen und den Ennepe-Ruhr Kreis – wie ich sage: „den schönsten Wahlkreis der Welt“ – gewesen sein zu dürfen und danke allen Genossinnen und Genossen für die faire und wohlwollende Unterstützung in den vielen Jahren! Das hat mir gutgetan und es auch ermöglicht, manchmal gegenüber der Führung und eigenen Regierung ein offenes Wort äußern und Kritik üben zu können. Dieser Rückhalt ist unschätzbar wichtig gewesen. Ich werde Euch vermissen und wünsche Euch Gutes!“